Was mich am Fall Pussy Riot stört, ist die Art der Demonstration. Gut möglich, dass die politische Botschaft Bestandteil ihres Auftritts war ... davon abgesehen war es eine Selbstinszenierung, bei der zudem die Gefühle der Gläubigen verletzt wurden.
Du must das vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in Russland sehen. In der Sowjetunion war die Gleichberechtigung staatlich verordnet und bestand nur auf dem Papier. Nach dem Zerfall der Sowjetunion konnte man offen sagen, dass Männer und Frauen unterschiedlich sind und die orthodoxe Kirche, die immer mehr an Macht und Einfluss gewann, propagandierte ein extrem reaktionäres Frauenbild, wonach die Frau zum Gebären und Aufziehen der Kinder, für die Küche und den Haushalt da ist. In der russischen Machogesellschaft sieht man das dekorative Äußere gerne als weitere Aufgabe. (Sehr viele Männer und Frauen tun das gleichermaßen. In einer russischen Diskussion zu Pussy Riot habe ich auch das Argument gelesen, dass die Mädels sich nicht in die Politik einmischen und lieber den naturgegebenen Aufgaben einer Frau widmen sollten.Und die Leute mit dem antiquierten Menschenbild berufen sich bei den Argumenten für ungleiche Rollen und Aufgaben regelmäßig auf Gott und ihre orthodoxe Religion.) Daher ist es nicht nur logisch gegen Putin und Kirche zu protestieren, die ja gemeinsame Sache machen, sondern auch, dass dies eine Frauenband tut.