Lehrer ohne Abschluss

  • Stimmt. Aber dann frage ich mich, warum eine gute Freundin von mir von der Grundschullehrerausbildung in die Sek.1 Ausbildung wechseln musste. Sie musste nämlich für ihr Grundschullehrerstudium Mathescheine machen.

    Naja, auch wenn man NUR GS-Mathe studiert, muss man schon auch alles draufhaben!
    Schließlich studiert man in den meisten Bundesländern bis Sek.1. Hab ich auch. Ich darf bis zur 9.Klasse unterrichten.
    Und mein Deutschstudium ist, auch, wenn ich 'nur' Lesen und Schreiben beibringe dennoch ein absolut vollwertiges, komplettes Germanistikstudium mit Sprach- und Literaturwissenschaft und einem Examen darin. Schriftlich wie mündlich.
    Man lernt überdies, wie man den Kindern das alles nahe bringt.
    Aber fachlich musst du das schon auch drauf haben. Klaro!

    Zitat

    Ich habe sie gefragt, was zum Teufel ein Grundschullehrer mit Trigonometrie anfängt.

    Wissen muss sie es auch! Wir müssen für GS praktisch alle Fächer *richtig* studieren. Wäre das alles halbgar, könnte man Lehrer *lernen*... es ist aber ein akademischer Beruf. Ergo muss man schon auch was wissen. :lachen:
    Nur, wenn du gute Grundlagen hast, kannst du das vermitteln, hast du einen besseren Durchblick usw.

  • Es gibt zwar reine Grundschulen, aber eben auch zahlreiche kombinierte Grund- und Hauptschulen. Wenn ich mir vorstelle, dass da Grundschullehrer rumlaufen, die vielleicht mal vertretungsweise eine Klasse der Hauptschule unterrichten müssen und von Mathematik jenseits der Grundrechenarten wenig Ahnung haben, dann erscheint die Regelung schon logisch. Trigonometrie ist ja jetzt auch nichts Wildes, etwas aus der höheren Mathematik ... nein, es ist etwas Alltägliches, das sogar in Ausbildungsberufen Anwendung finden kann.

    1954 - 1974 - 1990 - 2014
    "Des interessiert mi ois net der Scheißdreck. Weltmeister samma, den Pott hamma!"
    Thomas Müller


    Nous sommes unis.

  • Wenn ich mir vorstelle, dass da Grundschullehrer rumlaufen, die vielleicht mal vertretungsweise eine Klasse der Hauptschule unterrichten müssen und von Mathematik jenseits der Grundrechenarten wenig Ahnung haben, dann erscheint die Regelung schon logisch.

    Du kannst dich beruhigen. Auch, wenn du GS-Mathe studierst, bist du nicht dümmer oder unwissender als andere... es sei denn du bist es eh... aber dann bringt auch das Studium nix.
    Nicht alle, die GS-Lehrer sind, haben Schmalspur studiert oder sind irgendwie ungebildet.


    Btw: Ich war jahrelang in der HS und hab dort alles, was anliegt unterrichtet.... HS-Mathe, das kann echt jeder. Es ist, wie du sagst, lebensnah... und man muss schon ein bisschen eingeschränkt sein, wenn man das nicht mehr kann... oder man hat sein Leben lang geschlafen.
    HS haben nicht das allerhöchste Niveau - das sollte ein handelsüblicher Student schaffen zu unterrichten.

  • Du kannst dich beruhigen. Auch, wenn du GS-Mathe studierst, bist du nicht dümmer oder unwissender als andere... es sei denn du bist es eh... aber dann bringt auch das Studium nix.
    Nicht alle, die GS-Lehrer sind, haben Schmalspur studiert oder sind irgendwie ungebildet.


    Deshalb bezweifle ich auch, dass jemand, der sonst in allen Bereichen für den Lehrerberuf qualifiziert ist, an einem Mathe-Schein scheitert ... :)

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  • was der typ da gemacht hat ist schon krass, ich weiß nicht wie sein unterricht war, halte es aber für durchaus möglich dass er den schülern auch ohne studium die sachen beibringen konnte. vielleicht war es sein interessensgebiet oder so, und lehrmaterialien kann man auch im internet besorgen^^


    zu der allg situation, viele lehrer dürften den beruf eig nicht haben. für mich geört ein gewisses maß an pädagogik zum lehrerberuf dazu, und manche lehrer scheinen den teil im studium komplett verschlafen zu haben.
    man sollte einfach mehr darauf achten dass sie ja menschlich gut sind und nicht nur lehrer werden wollen um ihren sadismus auszuleben

  • Das kann ich nun auch wieder verstehen - deine Zweifel, mein ich. :rofl:


    Andererseits ... ich habe selbst schon den Fall erlebt, dass eine Schülerin mehrfach Klassenbeste war, in einem Halbjahr im Mathe-Grundkurs aber drauf und dran war, den einen notwendigen Punkt (= 5.33) nicht zu erreichen. Letztendlich muss es am Eingreifen der Schulleitung gelegen haben, dass sie nach 0 Punkten in der Klausur die minimal nötigen 3 Punkte mündlich bekam. Ihre intellektuellen Fähigkeiten hätten, auch wenn sie eher in anderen Gebieten angesiedelt waren, locker ausgereicht, um sogar 5 Punkte + X zu erreichen. Umso erschreckender sind solche Ausnahmen.

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  • Ich kenne zwei Lehrer, die nicht auf Lehramt bzw. die Fächer studiert haben, dennoch ihren Job gut machen. Die eine unterrichtet Deutsch, obwohl sie eigentlich Musiklehrerin ist, der andere Informatik, obwohl er Bauing. ist. ich persönlich würde sogar dafür plaedieren, dass mehr Menschen, die pädagogisches Geschick haben und arbeitslos sind, in solche Positionen vermittelt würden. :hmm


    Ich denke auch, dass es ohne weiteres mit Erfahrung und pädagogischem Geschick möglich ist, Unterricht zu geben. In meiner Schulzeit hatte ich mehrere Lehrkräfte, die trotz abgeschlossenem Studium und Erfahrung schlechte Lehrer waren, weil ihnen der Zugang zu den Schülern fehlte und sie keine Ahnung von Pädagogik hatten und häufig auch Probleme hatten, ihren Stoff zu vermitteln.
    Hingegen wäre jemand, der in Afrika jahrelang als Lehrer gearbeitet hat ohne dass seinerzeit ein Studium die Voraussetzung war, in meinen Augen möglicherweise durchaus qualifiziert auch hier Kinder zu unterrichten. Da sollten Möglichkeiten geschaffen werden, leichter an die beruflichen Erfahrungen anzuknüpfen, statt so jemanden dann als ungelernte Kraft ins Lager oder zum putzen zu vermitteln.

  • Letztes Jahr habe ich einen Bericht gesehen, in dem es um die Lehrerausbildung hier in Deutschland und in Finnland ging.



    Hier darf jeder, der mindestens Fachabitur hat Grundschulpädagogik studieren. (Keine Ahnung wie es sich da mit den anderen Fächern verhält). Hat er alle Examen und die Referendarzeit überstanden, hat er freie Bahn zu unterrichten.
    Somit gibt es engagierte Lehrer, denen ihr Beruf Berufung ist und auch eben solche, die nur die Verbeamtung und die daraus folgende Pensionsansprüche im Auge haben.


    In Finnland bewerben sich die Leute, die auf Lehramt studieren wollen, bei der Universität und durchlaufen dann einige Alltagstests, wie gehen sie mit Kindern, Jugendlichen, mit Stresssituationen, usw um. dafür werden sie benotet und am Ende dürfen die, die am besten abgeschnitten haben, auf Lehramt studieren. So sollen die Schüler vor pädagogischen Tieffliegern verschont bleiben.


    Befragte Eltern und Schüler, beider Länder, fanden dieses Modell sehr gut.
    Befragte deutsche Lehrer und Lehramtsstudenten hingegen lehnten es ab, da es ihre Freiheit in der Berufswahl einschränke und diskriminierend sei.


    Das finde ich jetzt nicht, denn wer in den Polizeidienst will, muß bevor er zur Polizeischule darf, auch Eignungstests bestehen. (Sporttest, allgem. Gesundheitstest und er darf einen bestimmte Mindestgröße nicht unterschreiten.) Eine meiner damaligen Mitschülerinnen hatte sich beworben, alle Tests durchlaufen und auch bestanden, scheiterte letztlich aber an der Größe, ihr fehlten 2 cm. :hmm Der Gesundheitstest kam sinnigerweise am Schluß :Oo:


    Da finde ich es nicht diskriminierend wenn Studenten auch vorher auf den Zahn gefühlt würde.

  • Da finde ich es nicht diskriminierend wenn Studenten auch vorher auf den Zahn gefühlt würde.

    Dafür sind an sich die Praktika da. ABER, leider sind auch viele Studenten resistent gegen Kritik. Selbst schon erlebt... denen muss man halt ganz klar sagen, dass sie sich in der Praxis nicht gut machen und hoffen, dass sie es checken und reagieren.
    Wir hatten schon mal ne LAA (Referendarin), die völlig unterirdisch war... sie hat es bis in die Ausbildungsphase 2 geschafft und ist dann letztendlich am 2. Staatsexamen gescheitert.
    Entweder bekam sie vorher nie Kritik oder sie hat sie ignoriert.
    So eine Situation ist für die LAA kacke, weil sie mit dem Studium sonst nix anfangen kann.

  • Schon richtig, Isi, aber, wenn die Studenten, wie Ali sagt, beratungsresitent sind, dann hilft auch ein offenes Gespräch nicht, wenn daraus keine Konsequenzen gezogen werden.


    Sicher wäre es mir auch lieb, wenn wir nur die Lehrer am Start hätten, die pädagogisch ganz vorn dabei sind. Aber viele unterschätzen die Anforderungen und überschätzen sich vlt. Das gilt doch aber für alle Berufe irgendwie. Hat es nicht jeder in seiner Ausbildung/Studium gehabt, dass man sich einige Dinge doch anders vorgestellt hat, als sie dann eingetreten sind. Das passiert 'nem Student auf Lehramt wie dem STudent der BWL. Nur, wie Ali auch sagt, kann man meist mit 'nem angefangenen Studium oft nicht viel anfangen, also muss man den Weg auf GEdeih und Verderb weitergehen, auch wenn man irgendwann feststellt, dass man den Job nicht so ausfüllen kann wie es von einem erwartet wird.


    Und da denk ich sollten Möglichkeiten geschaffen werden, dass die Studenten oder auch Ausgelernte dennoch mit dem Erlernten was anfangen können und nicht bei der erneuten Suche blöd angesehen werden mit der Frage: Und, wieso haben sie sich da falsch entschieden?

  • Das heißt doch, dass ein ehrliches, offenes Bewertungsgespräch auch für die LAA's von Vorteil wäre. Dann könnten sie immer noch wechseln, wenn ihnen der Beruf absolut nicht liegt.

    Wie Ricky sagt. Es ist nicht so, dass offene Gespräche nicht geführt würden... viele LAAs ziehen aus den Gesprächen kein Fazit für sich. Leider.

    Sicher wäre es mir auch lieb, wenn wir nur die Lehrer am Start hätten, die pädagogisch ganz vorn dabei sind. Aber viele unterschätzen die Anforderungen und überschätzen sich vlt.

    Vor allem kommt der Stress dazu und dass die Landesregierung immer mehr für immer dasselbe Geld von dir will... ich mein, ich hab vorneweg 3 Berufe, wenn nicht mehr (Logopäde, Ergotherapeut, Apotheker, Krankenschwester, Psychologe) und das schlaucht.
    Viele ältere Kollegen haben eine gähnende Leere in sich, weil sie den Anforderungen nicht mehr standhalten können. Die werden ja aber auch immer irrer... man muss immer mehr verschiedenes leisten, wofür man nicht ausgebildet ist.
    Das schaffen viele nicht bis zur Pension.

    und nicht bei der erneuten Suche blöd angesehen werden mit der Frage: Und, wieso haben sie sich da falsch entschieden?

    Genau, weil Irren menschlich ist und vorkommen darf... aber eben auch nicht häufiger.

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