Artikel über Ahmed (14 Jahre)

  • Ahmed Mohamed, dessen selbst gebastelte Uhr in einer texanischen Schule mit einer Bombe verwechselt wurde, bekommt mächtig Unterstützung. US-Präsident Obama schrieb auf "Twitter"; "Coole Uhr, Ahmed. Willst Du sie ins weiße Haus bringen?" Der Fall des dunkelhäutigen und muslimischen Jungen wurde am Mittwoch zum Politikum. Der Neuntklässler war am Montag im texanischen Irving aus dem Unterricht heraus von der Polizei abgehört und verhört worden, weil seine Lehrerin die aus mehrren Drähten und Schaltteilen zusammengebaute Uhr für eine Bombe gehalten hatte.
    "Wir sollten mehr Kinder wie Dich dazu bringen, Wissenschaft zu mögen", twitterte Obama nun am Mittwoch. "Es ist das, was Amerika groß macht." (*lol*) Die Bauteile der Uhr hatten aus Ahmeds Schulranzen geragt, und die Uhr hatte während der Stunde gepiept. Die Beteuerungen des Jungens waren vergebens. Er wurde abgeführt (!), von sechs (!) Polizisten vernommen, ihm wurden Fingerabdrücke abgenommen (!) und er wurde stundenlang festgehalten - obwohl längst feststand, dass es sich um keine Bombe handelte! Irvings Polizeichef Larry Boyd sagte in einer Pressekonferenz am Donnerstag, Ahmed habe keine Konsequenzen zu befürchten (gnädig!). Er fügte hinzu: "Wir leben in einer Zeit, in der man sowas einfach nicht mit zur Schule nehmen kann." Die Polizei habe unabhängig der Religion, wie Rasse des Jungen gehandelt. "Natürlich" sei diese Uhr verdächtig gewesen, sagte Boyd.


    (Achtung, nun wird es 'lustig'!) -


    Die Handschellen (!) hätten der eigenen Sicherheit (!) des Jungen, sowie der (scheinbar ganz armen, wie hilflosen Polizisten!) gedient!


    Die Angst vor Terror und Anschlägen nimmt in den USA mitunter extreme Züge an. Fast jede Schule, hat ein festes Ablaufprotokoll für Zwischenfälle. "Wir haben quer durch das Land, so entsetzliche Dinge an unseren Schulen gesehen, dass wir lieber auf Nummer sicher gehen." (Ja, und dies hat natürlich gar nichts mit euren komischen Waffengesetzen zu tun, Sheriff!) sagte Boyd. Obamas Sprecher Josh Earnest sagte, Ahmeds Arrest sei ein lehrreicher Moment für das ganze Land. "Wir müssen uns ein paar schwierige und bohrende Fragen stellen", falls Ahmed doch wegen seiner Hautfarbe oder seines "muslimischen" Hintergrundes arrestiert worden sei. Das Weiße Haus freue sich, Ahmed zu seiner baldigen Astronomienacht einzuladen. Dort verbringen Astronauten und Wissenschaftler Zeit mit jungen Menschen.
    Ahmeds vor Jahren aus dem Sudan eingewanderter Vater sagte: "Ahmed möchte gute Sachen für die Menschen erfinden. Aber weil er Mohamed heißt und auch wegen des 11. Septembers ist er schlecht behandelt worden". Ahmed durfte drei Tage lang nicht zur Schule gehen (!). Er habe geschworen, nie wieder eine Erfindung mit zur Schule zu nehmen.



    - erschienen am 17. September im 'neuen Deutschland'.


    Meinungen, 'Lösungsvorschläge'?

  • Man kann es als übertrieben darstellen, aber im Endeffekt ist niemandem etwas passiert. Wäre die Uhr hingegen tatsächlich eine Bombe gewesen und explodiert, wäre es ein handfester Skandal gewesen, wenn die Lehrerin dem Verdacht nicht nachgegangen wäre. Die Anschläge von vor 14 Jahren haben ein Vertrauen zerstört, das noch 25 Jahre danach nicht vollständig wieder da sein wird.

    1954 - 1974 - 1990 - 2014
    "Des interessiert mi ois net der Scheißdreck. Weltmeister samma, den Pott hamma!"
    Thomas Müller


    Nous sommes unis.

  • Man kann es als übertrieben darstellen, aber im Endeffekt ist niemandem etwas passiert. Wäre die Uhr hingegen tatsächlich eine Bombe gewesen und explodiert, wäre es ein handfester Skandal gewesen, wenn die Lehrerin dem Verdacht nicht nachgegangen wäre. Die Anschläge von vor 14 Jahren haben ein Vertrauen zerstört, das noch 25 Jahre danach nicht vollständig wieder da sein wird.

    Es geht nicht darum, dass niemandem etwas passiert ist, sondern vielmehr darum, wie Menschen behandelt werden...wie "Probleme" zu Problemen gemacht werden, welche keine sind. Aber, wenn mal wirklich was Unschönes vor sich geht (selbstverständlich dann bspw von weißen Anzugträgern) wird schön artig weg geschaut. Ich stimme zu, dass es viel Gewaltbereitschaft unter Menschen gibt und diese möglichst unterbunden werden sollte, insbesondere, da sie idealistisch ausgedrückt immer unnötig sein sollte! Begründung: da der Mensch doch so intelligent ist, sollte er doch auch ohne Fäuste auskommen, nicht!?
    "Skandal"...genau solche "Schlagworte" machen mich krank...Entschuldigung, aber sogenannte Titelblattmeldungen schüren Hass, spornen zur Selbstjustiz und schaukeln Ereignisse hoch, anstatt sie von vielerlei Seiten zu beleuchten & zu hinterfragen.
    Zum Vertrauen...dies ist etwas, was nie existiert hat! Zumindest nicht landesgrenzenübergreifend...Vertrauen herrscht in politischen, vereinsangebundenen oder generell gruppalen Bahnen doch nur dort, wo eigene Kontrolle vorherrschend oder zumindest arrogant angenommen wird. Mensch ist eben noch immer nicht gleich Mensch. Sieht man überall...



    Meiner Ansicht nach kann es keine (greifenden) Lösungsvorschläge geben, solange nicht deutlich präventiver gearbeitet wird. Vielerorts haben Machtmenschen derart viel Angst davor, Ordnung und Struktur zu verlieren, dass jede aus der Norm laufende Aufmerksamkeit direkt geschmälert & eingedemmt werden muss. Sei es ein männlicher Pädagoge, welcher sich in einer Einrichtung "auffällig oft in der Nähe von Mädchen aufhält", sei es ein dunkelhäutiger Porschefahrer oder gar ein "blutrünstiger" Tiger, welcher "mal wieder" durch ein asiatisches Besiedlungsgebiet streift...Angst ist ein kümmerlicher Trieb, welcher den Menschen noch erhalten blieb, jedoch bestimmt er viel zu häufig das Leben eben dieser Gattung. So wird es auch immer Lynchjustiz, Kindersoldaten, Völkermord & weiteres geben.. Junge Menschen, wie können diese sich denn überhaupt noch entfalten, Perspektiven entwickeln, länderunabhängig atmen oder an die eigene Fortpflanzung denken, wenn sie derart misshandelt & eingeschnürt werden!? Schule sollte ein Ort sein, wo man sich auszudrücken lernen kann und zwar kettenlos. Um den Bogen zurück zu führen...ich hatte bspw keinen einzigen Politiklehrer, welcher frei seiner Parteizugehörigkeit unterrichtete...stets schwang Eigenes mit. Gewiss lassen sich eigene Überzeugungen nicht völlig ignorieren (und das muss auch nicht), wohl aber neutralisieren. Es kann eben manchmal schlimm sein, so man sich in seinen Meinungen fest fährt & Menschen über Katalogisierungen wahrnimmt.. Ahmed Mohamed hat nichts falsch gemacht, wird künftig aber neben seiner "plötzlichen Berühmtheit" wohl viel Spott ernten...weil sich Schüler in ihrer Entwicklung zu vergleichen lernen und demnach auch ausschließen, hänseln & gehässig sein erlernen (wenn ich nur sowas höre/lese "Ahmed Mohamed sieht nicht nur aus wie ein Nerd, sondern er bastelt und tüftelt wirklich gern..." kommt mir das Kotzen - natütlich muss man auch immer seinen 'Schandtaten' entsprechend aussehen; so kann ein Serienkiller auch niemals sexy sein, nicht!?). Selbst viele Lehrer schauen ihren Schülern nur vor den Kopf, anstatt sie leistungsunabhängig kennen- & einzuschätzen lernen...selbstverständlich geht dies nicht tiefgreifend genug bei der hohen Anzahl an Schülern pro Klasse, wie es bspw hierzulande geregelt ist..
    Tja...und mit den USA fange ich lieber erst gar nicht an....

  • Bei der Behandlung des Jungen wurden keine Grenzen überschritten. Das Ganze mag unverhältnismäßig erscheinen, aber das Schutzbedürfnis der Allgemeinheit wiegt in einem solchen Fall schwer, zurecht. Es ist kein irreversibler Schaden entstanden, man kann sich bei ihm entschuldigen - wäre im Gegenzug etwas passiert, wäre mit einer Entschuldigung nicht alles abgehandelt gewesen.


    Ich sage auch nicht, dass Skandale als solches zielführend sind. Sie entstehen aber nunmal, wenn die Medien frei sind - und so sollte es auch sein. Man kann nur versuchen, den potentiellen Skandalen möglichst wenig Nährboden zu bieten, indem man gerade in Situationen wie in der Schule verantwortungsvoll handelt.


    Was das Vertrauen betrifft: Doch, das hat existiert, zumindest unbewusst. Wenn ich vor 10 Jahren noch mit Getränken problemlos durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen gekommen ist, habe ich heute schlechte Chancen bei allen Gefäßen mit > 100ml - wenn das kein verlorengegangenes Vertrauen ist, dann weiß ich auch nicht.

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  • Es ist kein irreversibler Schaden entstanden

    Eben darum geht es...so sind also bspw sämtliche Klinikumseinrichtungen mit "Menschen im Burn-Out" vollgestopft, weil diese Menschen "einfach nur zur Arbeit" gingen!? Nein! Die aktuellen 'Gesellschaftsumstände' (-> viel zu lapidar ausgedrückt, doch will mir kein passenderes Wort einfallen) verändern Menschen; sie werden in sämtlichen Bereichen gehetzt und alles ist leistungs-& (provokant formuliert) potenzorientiert...so ist auch jene Angst, von welcher ich sprach sehr vorherrschend. Erfahrugen können Menschen zuschnüren...doch kommt dies selten von ihnen selbst - sie werden geformt, abgerichtet eben von Gesellschaft & den Umständen dieser. Soll ausdrücken, dass der junge Ahmed (wie auch andere Menschen) zu grobschlächtig behandelt wurde/werden. Gewiss trägt er keine äußeren Blessuren davon, doch was ist mit der Heftigkeit, welche dem Schüler gegenübergebracht wurde? Auch andere Schüler sahen dies...wurden mit Sichherheit verschreckt (=> aber klar, Verschreckung galt stets als Machtinstrument, um Menschen klein zu halten, sie zu zwingen & zu unterdrücken, ihnen aber gleichzeitig sowas wie 'Freiheit' vorzugaukeln) .... viel problematischer sehe ich an dieser Stelle zB die politische Immunität, welche jene "Staatsbürger" zB unantastbar Kinderpornografie ausüben lässt. Hier wird geschockt & bedacht reagiert, nicht aber mit Vehemenz sowie bei der idiotischen Machtdemonstration gegen Ahmed.


    Was das Vertrauen betrifft: Doch, das hat existiert, zumindest unbewusst. Wenn ich vor 10 Jahren noch mit Getränken problemlos durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen gekommen ist, habe ich heute schlechte Chancen bei allen Gefäßen mit > 100ml - wenn das kein verlorengegangenes Vertrauen ist, dann weiß ich auch nicht.

    Vorsicht als solche ist nicht mit einem Vertrauensproblem gleichzusetzen. Kontrolle wird des Öfteren als persönlicher Angriff verstanden (ist es ggf auch), doch sollten hier keine Unterschiede im Umgang herrschen; Kind ist ebenso Mensch wie ein Homosexueller, ein Arzt, Anwalt oder wie ein alter, auf der Straße lebender Mann. Leider wird dies nicht genug berücksichtigt.

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