Poesie ~ Lyrik

  • Das schien mir der am ehesten passende Bereich für diesen Thread =)
    Da ich selbst eher untalentiert bin, was das Verfassen von Gedichten angeht, muss ich mich an bereits Geschriebenes halten ;)


    Ich dachte, wir könnten hier einzelne Gedichte vorstellen…Gedichte, die einen persönlich bewegen, in Erinnerung bleiben, etc. oder auch allgemein über, eurer Meinung nach einprägsame Dichter und deren (gesamte) Werke diskutieren.


    Wer sagt euch am meisten zu? Was gefällt euch (besonders) an ihren Texten?


    Da es eine Menge Dichter gibt (Pablo Neruda, Georg Trakl, Nikolaus Lenau, Dylan Thomas usw), die mich mit ihren Werken beeindrucken und berühren, fange ich einfach mal mit einem meiner Lieblingsgedicht von Friedrich Nietzsche an =) Eure Meinungen dazu würden mich sehr interessieren :)


    Vereinsamt


    Die Krähen schrei'n
    Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
    Bald wird es schnei'n –
    Wohl dem, der jetzt noch – Heimat hat!


    Nun stehst du starr,
    Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
    Was bist du, Narr,
    Vor Winters in die Welt – entflohn?


    Die Welt – ein Thor
    Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
    Wer Das verlor,
    Was du verlorst, macht nirgends Halt.


    Nun stehst du bleich,
    Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
    Dem Rauche gleich,
    Der stets nach kältern Himmeln sucht.


    Flieg', Vogel, schnarr'
    Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! –
    Versteck' du Narr,
    Dein blutend Herz in Eis und Hohn!


    Die Krähen schrei'n
    Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
    Bald wird es schnei'n –
    Weh dem, der keine Heimat hat!

  • Verwandlung des Bösen


    Herbst: schwarzes Schreiten am Waldsaum; Minute
    stummer Zerstörung; auflauscht die Stirne des Aussätzigen
    unter dem kahlen Baum. Langvergangener
    Abend, der nun über die Stufen von Moos sinkt; November.
    Eine Glocke läutet und der Hirt führt eine
    Herde von schwarzen und roten Pferden ins Dorf.
    Unter dem Haselgebüsch weidet der grüne Jäger ein
    Wild aus. Seine Hände rauchen von Blut und der
    Schatten des Tiers seufzt im Laub über den Augen
    des Mannes, braun und schweigsam; der Wald. Krähen,
    die sich zerstreuen; drei. Ihr Flug gleicht einer Sonate,
    voll verblichener Akkorde und männlicher Schwermut;
    leise löst sich eine goldene Wolke auf. Bei der Mühle
    zünden Knaben ein Feuer an. Flamme ist des Bleichsten
    Bruder und jener lacht vergraben in sein purpurnes Haar;
    oder es ist ein Ort des Mordes, an dem ein steiniger Weg
    vorbeiführt. Die Berberitzen sind verschwunden, jahrlang
    träumt es in bleierner Luft unter den Föhren;
    Angst, grünes Dunkel, das Gurgeln eines Ertrinkenden:
    aus dem Sternenweiher zieht der Fischer einen großen,
    schwarzen Fisch, Antlitz voll Grausamkeit und Irrsinn.
    Die Stimmen des Rohrs, hadernder Männer im Rücken
    schaukelt jener auf rotem Kahn über frierende Herbstwasser,
    lebend in dunklen Sagen seines Geschlechts
    und die Augen steinern über Nächte und jungfräuliche
    Schrecken aufgetan. Böse.
    Was zwingt dich still zu stehen auf der verfallenen
    Stiege, im Haus deiner Väter? Bleierne Schwärze. Was
    hebst du mit silberner Hand an die Augen; und die
    Lider sinken wie trunken von Mohn? Aber durch die
    Mauer von Stein siehst du den Sternenhimmel, die
    Milchstraße, den Saturn; rot. Rasend an die Mauer
    von Stein klopft der kahle Baum. Du auf verfallenen
    Stufen: Baum, Stern, Stein! Du, ein blaues Tier,
    das leise zittert; du, der bleiche Priester, der es hinschlachtet
    am schwarzen Altar. O dein Lächeln im
    Dunkel, traurig und böse, daß ein Kind im Schlaf
    erbleicht. Eine rote Flamme sprang aus deiner Hand
    und ein Nachtfalter verbrannte daran. O die Flöte des
    Lichts; o die Flöte des Tods. Was zwang dich still
    zu stehen auf verfallener Stiege, im Haus deiner Väter?
    Drunten ans Tor klopft ein Engel mit kristallnem
    Finger.
    O die Hölle des Schlafs; dunkle Gasse, braunes
    Gärtchen. Leise läutet im blauen Abend der Toten
    Gestalt. Grüne Blümchen umgaukeln sie und ihr Antlitz
    hat sie verlassen. Oder es neigt sich verblichen über die
    kalte Stirne des Mörders im Dunkel des Hausflurs;
    Anbetung, purpurne Flamme der Wollust; hinsterbend
    stürzte über schwarze Stufen der Schläfer ins Dunkel.
    Jemand verließ dich am Kreuzweg und du schaust
    lange zurück. Silberner Schritt im Schatten verkrüppelter
    Apfelbäumchen. Purpurn leuchtet die Frucht im
    schwarzen Geäst und im Gras häutet sich die Schlange.
    O! das Dunkel; der Schweiß, der auf die eisige Stirne
    tritt und die traurigen Träume im Wein, in der Dorfschenke
    unter schwarzverrauchtem Gebälk. Du, noch
    Wildnis, die rosige Inseln zaubert aus dem braunen
    Tabaksgewölk und aus dem Innern den wilden Schrei
    eines Greifen holt, wenn er um schwarze Klippen jagt
    in Meer, Sturm und Eis. Du, ein grünes Metall und
    innen ein feuriges Gesicht, das hingehen will und singen
    vom Beinerhügel finstere Zeiten und den flammenden
    Sturz des Engels. O! Verzweiflung, die mit stummem
    Schrei ins Knie bricht.
    Ein Toter besucht dich. Aus dem Herzen rinnt
    das selbstvergossene Blut und in schwarzer Braue nistet
    unsäglicher Augenblick; dunkle Begegnung. Du - ein
    purpurner Mond, da jener im grünen Schatten des
    Ölbaums erscheint. Dem folgt unvergängliche Nacht.


    (Georg Trakl)

  • Gut, dass du den Thread wieder an die Oberfläche gebracht hast, wollte vor einiger Zeit schon einmal hineinschreiben, habe es dann aber wieder vergessen ;).


    Ich liebe Lyrik…. Ich versinke gern in verträumten, melancholischen oder einfach nur wundervoll geschriebenen Werken. Friedrich Nietzsche spricht mich ebenfalls sehr an. Besonders jenes Gedicht, welches du schon gepostet hast, ist einfach nur sagenhaft. Die ganze Aufmachung von der Wortwahl bis hin zu den einzelnen Versen, die ineinander zu verschmelzen scheinen.. – traumhaft! Vor allem der Bezug zu den Krähen und die ausstrahlende Leere haben mir bei erstmaligem Lesen einen wohligen Schauer über den Rücken laufen lassen.


    'Der Einsame' sagt mir ebenfalls sehr zu:

    Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen.
    Gehorchen? Nein! Und aber nein - Regieren!
    Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken:
    Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen.
    Verhaßt ist mirs schon, selber mich zu führen!
    Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren,
    mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,
    in holder Irrnis grüblerisch zu hocken,
    von ferne her mich endlich heimzulocken,
    mich selber zu mir selber - zu verführen.


    Des Weiteren mag ich Hermann Hesse & Lord Byron sehr. Novalis weist auch einige gute lyrische Texte vor, so finde ich. Allerdings hat er auch einige Werke, die mir eher weniger zusagen.
    Dieses ist mein Lieblingsgedicht von Hesse:


    Anmutig, geistig, arabeskenzart
    Scheint unser Leben sich wie das von Feen
    In sanften Tänzen um das Nichts zu drehen,
    Dem wir geopfert Sein und Gegenwart.


    Schönheit der Träume, holde Spielerei,
    So hingehaucht, so reinlich abgestimmt,
    Tief unter deiner heiteren Fläche glimmt
    Sehnsucht nach Nacht, nach Blut, nach Barbarei.


    Im Leeren dreht sich , ohne Zwang und Not,
    Frei unser Leben, stets zum Spiel bereit,
    Doch heimlich dürsten wir nach Wirklichkeit,
    Nach Zeugung und Geburt, nach Leid und Tod.


    Dante Alighieri ist jedoch bisher der Dichter schlechthin, welcher mich am meisten beeindruckt hat. Auch wenn er teils an Religiösem festklammert, so weiß er es doch dem Leser auf wundersame Weise die vielen Mythen/Gestalten und Legenden, sowie die 'Orte' Himmel/Fregefeuer/Hölle und zahlreiche Persönlichkeiten zu umschreiben und mit ihnen zu spielen. Auch vermag er es Gefühle und Eindrücke zu erfassen und sie überzeugend zu Papier zu bringen. Zuweilen geht er mAn in seiner 'La Comedia' (Göttliche Komödie) zwar etwas zu sehr auf Vergil und Anderes ein, aber größtenteils weiß er zu begeistern. Besonders die Beschreibungen der 9 bzw. 10 Höllenkreise und deren Gestalten hat er ganz fabelhaft beschrieben. Hier kommt es aber natürlich auch auf die Auflage an.. Denn einige 'Übersetzungen' sind meiner Meinung nach überhaupt nicht gelungen und zerhacken das Werk gänzlich, reißen es auseinander etc. Sicherlich ist es schwer ein italienischen Meisterwerk in passendes Deutsch zu bekommen, aber man kann sich ja Mühe geben^^.


    'Verwandlung des Bösen' ist der Wahnsinn. Habe von Trakl bisher noch nicht sonderlich viel gehört. Möchte mich aber gern noch mit ihm beschäftigen, nachdem ich diesen Text gelesen habe. Wenn ich 'in Stimmung' bin, setze ich mich mal intensiv mit dem Text auseinander. Er gefällt mir wirklich gut.


    Kennst du/ihr auch 'The Raven' (Die Raben) von Edgar Allan Poe..? Was haltet ihr davon..? (Kann den Text bei Gelegenheit auch mal reinstellen.)

  • Kennst du/ihr auch 'The Raven' (Die Raben) von Edgar Allan Poe..? Was haltet ihr davon..? (Kann den Text bei Gelegenheit auch mal reinstellen.)

    Das wurde mir letztens von meinem Deutschlehrer für meine Facharbeit empfohlen, ich werde es mir also bald mal durchlesen... was sagst du denn dazu? Freue mich natürlich noch mehr darauf, es mir anzuschauen, wenn ich weiß, dass jemand mit gutem Literaturgeschmack es zu schätzen weiß.. :)


    Poesie... eine der wohl schönsten Möglichkeiten, sich auf diesem Planeten zeitweiligen inneren Frieden zu verschaffen... leider lese ich viel zu wenig davon, bzw. tat ich das bisher... ich hoffe sehr, dass ich mich irgendwann am Schopf nehmen und das ändern kann ;)

    I t ' s j u s t t h e s a m e o l d s i g h t s a n d t h e s a m e o l d s o u n d s
    I want to take my car and drive out of this two story town

  • Kurz: Ich liebe es! Die ganze Geschichte mit der verlorenen Liebe, dem Schatten des Liebenden und dem Raben, der stets 'Nevermore' kräht vermitteln eine schaurige, traurige & eindringliche Atmosphäre.. Auch die Beschreibungen der Umgebung und das bewegende Empfinden sind toll beschrieben. Das englische Original gefällt mir jedoch besser als die deutsche Version, wobei auch diese Qualität in der Sprache besitzt. Ich möchte vom Inhalt nichts vorweg nehmen, aber wenn du es dann fertig gelesen hast, würde ich mich freuen, wenn wir noch mal auf Inhalt, Aufmachung und Schreibstil zurückkommen würden ;).


    Freue mich natürlich noch mehr darauf, es mir anzuschauen, wenn ich weiß, dass jemand mit gutem Literaturgeschmack es zu schätzen weiß.. :)

    Dankeschön, Vanessa. Das Kompliment kann ich aber nur zurückgeben =)

  • Mein Gedicht hat vermutlich weniger Tiefsinniges in sich. Aber es erinnert mich an mine Freundin die ich sehr vermisse, sie hat mir das Gedicht beigebracht und wir haben es oft zusammen rezitiert. Es erinnert mich an unsere schönen und lustigen Zeiten, die wir miteinander hatten und hoffentlich wieder haben.
    Heinz Erhardt


    Die Made
    Hinter eines Baumes Rinde
    wohnt die Made mit dem Kinde.


    Sie ist Witwe, denn der Gatte,
    den sie hatte, fiel vom Blatte.
    Diente so auf diese Weise
    einer Ameise als Speise.


    Eines Morgens sprach die Made:
    "Liebes Kind, ich sehe grade,
    drüben gibt es frischen Kohl,
    den ich hol. So leb denn wohl!


    Halt, noch eins! Denk, was geschah,
    geh nicht aus, denk an Papa!"


    Also sprach sie und entwich. -
    Made junior aber schlich hinterdrein;
    doch das war schlecht!
    Denn schon kam ein bunter Specht
    und verschlang die kleine fade
    Made ohne Gnade. Schade!


    Hinter eines Baumes Rinde
    ruft die Made nach dem Kinde ....

    So lange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.







    :schaf:

    :sport:

  • Das Gedicht 'Der Einsame' von Nietzsche mag ich auch besonders. Von Lord Byron habe ich bis jetzt noch nicht so viel gelesen - ich habe ein Buch von ihm zu Hause, allerdings ist es auf Altdeutsch und daher brauche ich ein wenig Zeit und Ruhe um es mir zu Gemüte zu führen *lol*
    Hesse ist großartig - er hat so viele wunderbare Gedichte geschrieben! Ich mag seine auf der einen Seite sehr 'einfache' und gleitende Art zu schreiben, die aber dennoch (und teilweise gerade deshalb) berührt.
    Poes 'Rabe' finde ich ebenfalls großartig, sowohl das Original, als auch die deutsche Übersetzung. Ich habe es auf einer Hörspielsammlung und die vom Sprecher übermittelte Stimmung ist wunderbar passend düster-einsam.


    Heinz Piontek hat, meiner Meinung nach auch tolle Gedichte geschrieben, das hier mag ich besonders von ihm:


    Winterrätsel


    Das Eis hat einen Fluss verklärt
    und zeigt die blanken Narben.
    Das Laub gestürzt. Das Licht bewehrt
    mit überklaren Farben.


    Es ist die alte Rätselzeit.
    Der Ost entreißt die Tränen
    O standhafte Verschwiegenheit
    von frostvertäuten Kähnen!


    Frag zu - bald hast du ausgefragt
    im Dorn vor grünen Spiegeln - :
    wie Luft, die Schnee vom Strohdach jagt
    und rüttelt an den Riegeln.


    Und vor ein paar Tagen bin ich über Rudolf G. Bindiung gestolpert, der mir bis dahin noch gar kein Begriff war. Dieses Gedicht von ihm, hat meine Aufmerksamkeit erweckt:


    Einst war ich nur ein ungetanzter Tanz


    Einst war ich nur ein ungetanzter Tanz,
    ein nie gesungen Lied, erstickter Klang
    und halber Atemzug. O weher Kranz
    den man auf meine junge Stirne zwang.


    Nun bin ich alles: Tanz und Klang und Sinn
    und tiefer Atem, Lied das froh dich hebt;
    und weiß: ich bin durch ihn nur was ich bin
    und starb um dies und hab um dies gelebt.


    Mit solchen Kronen krönt er mein Geschick.
    Er ist durch sich. Ich kann nicht gleiches geben.
    Doch wenn ich einst, noch flammenden Gesichts,
    mir auch gestehen müsste dass ich nichts
    ihm war als nur ein flücht’ger Augenblick –
    es war ja doch mein ganzes junges Leben.


    Araminta
    Ich mag das Gedicht, nicht jedes muss verschlüsselt oder extrem tiefe Bedeutungen mitsichbringen.
    Pablo Neruda, der einer meiner Lieblingspoeten ist, hat eine ganze handvoll Werke verfasst, die da lauten "Ode an die Zwiebel", etc. :lachen:

  • 'Winterrätsel' ist wunderschön... Mag das Greifbare/(die) Nähe darin; die Worte sind schön geschwungen, gehen so sanft ineinander über. Bei erstmaligem Lesen merkte ich eine 'Flüssigkeit' - fast eine weite Leichtigkeit - doch steckt so viel mehr in den Worten...


    Folgendes Werk von Lord Byron berührt mich schon lange, es steckt so viel… für mich Vertrautes darin – begleitet von Schmerz gemischt mit Verachtung und Bitterkeit…

    Sobald ein stolzer Mensch zur Erde kehrt...


    Sobald ein stolzer Mensch zur Erde kehrt,
    Erhaben durch Geburt, sonst arm an Wert,
    Erschöpft des Bildners Kunst den Pomp der Trauer
    Die Urne leiht dem Namen ihre Dauer,
    Und auf dem Leichensteine steht zu lesen,
    Was einer sein soll, nicht was er gewesen.
    Der Arme Hund, der beste Freund der Welt,
    Beim Willkommen zärtlich und beim Kampf ein Held,
    Dess treues Herz, von keiner Not gedämpft,
    Nur für den Herrn lebt, atmet, keucht und kämpft,
    Sinkt ungeehrt ins Grab, - ein Himmel fehlt
    Der Seele, die auf Erden ihn beseelt,
    Weil ja der Mensch, der eitle Wurm, die Welt
    Der Spähren sich ausschliesslich vorbehält.
    Oh Mensch! Du Schwächling mit der Stundenpracht,
    Entehrt durch Knechtschaft und verderbt durch Macht,
    Wer recht dich kennt, der flieht vor Ekels schon,
    Missratner Klumpen von belebtem Thon!
    Wollust ist deine Liebe, Freundschaft Lug,
    Dein Lächeln Heuchlei, dein Wort Betrug!
    Gemeine Art, mit Namen stolz verbrämt, -
    Erröte, vom verwandten Vieh beschämt!
    Ihr, die ihr diese schlichte Urne seht,
    Sie ehret nicht was ihr betrauert, - geht!
    Von einem Freund erzählt dies Denkmal mir;
    Ich kenne einen bloss, - und der liegt hier.



    Kennt zufällig jemand eine gute Seite, wo spanische Gedichte in ordentlicher Übersetzung zu finden sind..? Habe vor kurzem einige spanische Werke entdeckt, die ich äußerst ansprechend finde, aber an einigen Stellen nicht exakt zu übersetzen weiß... So würde ich sie gern vollständig begreifen können.
    Ich mag das Dringliche, die Wortwahl & den teils temperamentvollen Klang in manchen Texten.


    Jenes von José Luis Hidalgo habe ich jedoch gefunden und es gefällt mir sehr:


    Unentrinnbar


    Ich bin geboren bei den Toten, und mein Leben
    Ist nichts als die Erinnerung an ihre Seelen, die
    In meinem Blut geruhsam träumen
    Und es der blinden Welt entheben


    Weit abseits liegt die Erde; meine Wurzeln
    Kennen die Kühle nicht, die darin singt
    Aus unsichtbarer Asche ist mein Leib
    Die Tränen sondern mich von der Erde ab


    Ich möchte selber Licht sein, ein ganz eigenes,
    neu erstrahlend an jedem Morgen,
    ein Stern der Nacht, unendlich jung
    von sich aus funkelnd, einzigartig


    Jedoch bin ich nicht mehr allein. Mein Wesen
    Trägt immerzu die Toten in sich mit
    Ich strebe wie wir alle, und mein Leben wird
    Verblassende Erinnerung in anderen Seelen

  • 'Winterrätsel' spricht mich auch sehr an, vor allem da nun wieder die Zeit des Jahres hereinbricht, in der das Laub stürzt und die Luft an den Riegeln rüttelt.. ach, was freue ich mich schon auf Herbst und Winter!


    [...]
    Oh Mensch! Du Schwächling mit der Stundenpracht,
    Entehrt durch Knechtschaft und verderbt durch Macht,
    Wer recht dich kennt, der flieht vor Ekels schon,
    [...]

    Diese Zeilen hier gefallen mir von Lord Byron's Werk am besten; ich kann mir nicht helfen, aber mir kamen unwillkürlich Gedanken an Bert Brecht, als ich dies Gedicht las... diese Härte gegenüber der 'Bestie Mensch' mag mir auch in seinen Werken vermittelt worden sein. Schöne, passende Worte Byron's hierzu.

    Oooh, das hier gefällt mir als ganzes sehr, sehr gut! Allein schon der erste Vers - traumhaftes, das hier zu Papier gebracht wurde!
    Aus Interesse heraus habe ich mal gegooglet, vielleicht hilft dir diese Seite hier etwas weiter, Steffi:
    Internationale Lyrik in deutscher Übersetzung
    Hier fand ich außerdem noch Gedichte von Federico García Lorca in Spanisch und in deutscher Übersetzung. (Am Ende der Seite findest du noch weitere Links zu seinen Übersetzungen.) Die werde ich mir auch gleich mal zu Gemüte führen... :)

    I t ' s j u s t t h e s a m e o l d s i g h t s a n d t h e s a m e o l d s o u n d s
    I want to take my car and drive out of this two story town

  • Byron hat wahrlich Gutes hervorgebracht; nicht bloß gute Ansätze, welche sich im Mittelteil verlieren... auch das Folgende und vor allem Bedeutung und Spielraum gelingen ihm ausgezeichnet. Interessant finde ich auch, dass er dieses Gedicht seinem verstorbenen Neufundländer 'widmet'.


    Danke für dein Bemühen & die Links ;) Ersteren habe ich bereits entdeckt, bin aber leider nicht auf das Suchende gestoßen (vlt habe ich aber auch noch nicht gründlich genug gesucht^^), die zweite Seite ist interessant, weil mir dieser Dichter/Autor bisher nur unwesentlich bekannt war. Jetzt gerade bin ich wenig in der Verfassung sie mir genauer anzuschauen, aber in den nächsten Tagen werde ich dies nachholen =).

  • Oh, das ist wahrlich interessant.... nun ja, mir fällt es auch nicht schwer mir vorzustellen, einem Tier mehr nachzutrauern als einem Menschen.. natürlich hängt es ganz vom Tier und Mensch ab, die in diesem Vergleich vorkommen, aber wie gesagt... schwerfallen tut mir dieser Gedanke nicht. ,)


    Bitte gern. =) Habe gestern noch ein wenig da herumgestöbert und mir ein paar Gedichte heraus kopiert, die mich besonders angesprochen haben:

    Zwei Körper
    Octavio Paz

    Zwei Körper Stirn an Stirn


    sind manchmal Wellen,
    und die Nacht ist Meer.


    Zwei Körper Stirn an Stirn
    sind manchmal zwei Steine,
    und die Nacht ist Wüste.


    Zwei Körper Stirn an Stirn
    sind manchmal Wurzeln,

    in der Nacht verschlungen.


    Zwei Körper Stirn an Stirn
    sind manchmal Klingen,

    und Blitze die Nacht.


    Zwei Körper Stirn an Stirn:
    zwei Sterne, die
    in einen leeren Himmel fallen.


    Das hier ist zwar kein spanisches Gedicht sondern ursprünglich ein schwedisches, aber zufällig bin ich darauf gestoßen und besonders das Ende hiervon gefällt mir irgendwie:


    Am Ziel
    Bruno K. Öijer


    Selbst die Seen längs des Weges
    lagen grau und ermattet
    nach wochenlangem Regen
    doch ich war endlich am Ziel
    stieg aus dem Auto mit dem ganzen Gepäck
    das alte rot gemalte Haus
    mit Dachziegeln und Holzherd
    konnte sich nicht länger halten
    riss sich los vom Waldrand
    und sprang mir mit offenen Armen entgegen
    am Himmel
    dünne lange Wolken wie
    Bremsstreifen von Geistern
    die in der Luft angehalten hatten
    stumm vor Erstaunen über das was sie sahen

    I t ' s j u s t t h e s a m e o l d s i g h t s a n d t h e s a m e o l d s o u n d s
    I want to take my car and drive out of this two story town

  • Ich habe Mein Intresse für lyrisches erst in den letzten ca. 4 Jahren entdeckt, "demnach" sind Mir nicht allzuvile Schriften bekannt, oder auch nur einzelene Gedichte - auch wenn es sich inzwischen gehäuft hat und auch weiterhin tut. Das hat mit Meiner Unbildung, Ruhelosigkeit & wenig Geld zu tun.
    Meist finde ich die geschriebenen Zeilen schön ob Ihrer Liebe zum Detail oder der allgemeinen Gefühle, es kommt jedoch sehr selten vor, daß Mich tatsächlich etwas trifft insofern, als daß ich Mein Herz darin erkennen könnte. Wenn es das nicht tut, kann es ja trotz dem Traurigkeit und Kraft (in Mir) aufrütteln!


    zuletzt las ich die 'Liebesgedichte' von Yeats, 'In deinen Träumen reist dein Herz' / Neruda & Lorca. - diese Werke hielten allesamt Zauber in sich. In seltenen Fällen gelang Mir eine tiefere Empfindung - leider, denn ich hätte sie unheimlich gerne intensiver und mit mehr Freude genoßen. So blieb es eine hübsche Beschäftigung, denn wie sehr ich auch versuchte einen Schlüssel zu finden, gelang es Mir, wie geschrieben, kaum. Ich liebe die Bücher trotz dessen auf Ihre eigene Art. - Vlt. habe ich in zukünftiger Zeit einen anderen Bezug zu gewissem davon; daß macht den Menschen ja nämlich spannend! das er sich verändert.


    Ich will nicht sagen, daß Mir da T. Lindemann eine Art Seelenverwandtschaft darstellt. Anmaßung wäre das halt und das ich Ihn nicht kenn - nur ist es so, daß ich bei nahezu jedem der Texte, die im Band 'Messer' stehen.... ich lese das nicht einfach, sondern es trifft Mich weit, weit darüber hinaus. Ich fühle mit, so plakativ das hier klingt. - Ich bin unglaublich dankbar für diese geschriebenen Zeilen, sie halfen/helfen Mir, wie Nichts und Niemand sonst im Leben.


    wenns gewollt sein sollte, kann ich ein paar der Gedichte in dieses Thema setzen. Ich freue Mich immer sehr über dann Gefallen oder nur echtes Intresse, ansonsten noch vil Spaß in diesem Thread den Andern. :)


    Nachtrag: was ich auf jeden Fall noch lesen will, sind die Gedichte von D. Barnes, nachdem ich Ihre Romane schon erfrischend & wunderbar fand.

  • Neruda habe ich vor ein paar Jahren für mich entdeckt - eins seiner Gedichte (es heißt 'Walking Around') hat mich durch und durch gefesselt und bis heute ist es mir eins der liebsten überhaupt. Auch hat er sehr schöne poetische Kurzgeschichten geschrieben, wenn man sie denn so nennen kann. Yeats habe ich vor langeer Zeit einmal gelesen, ich weiß, dass ich seine Gedichte sehr gemocht habe (sie sind auf bestimmte Art zart und schwingend), doch irgendwie habe ich ihn aus den Augen verloren.


    Die Bedeutung eines Gedichts wird immer eine eigene sein: ich denke, niemand kann ganz und gar hinter die Worte des Autor steigen, wissen, was er gefühlt oder gedacht hat. Ich mag viele Gedichte unheimlich gern, viele berühren mich und stoßen etwas in mir an. Doch mich selbst darin entdecken...das ist selten. In vielen Zeilen ja, doch nicht in vielen Gesamtwerken - gerade die sind mir dann aber besonders wertvoll.


    Lindemanns 'Messer' hattest Du ja, glaube ich, schon einmal in einem anderen Thread erwähnt; einige Zeit später habe ich mir dann dieses Buch gekauft. Es sind besondere Worte, ich habe selten so etwas in einem Gedichtsband gelesen. Manches war mir fremd (doch nicht unbedingt auf negative Weise), manches hat mich nahezu überwältigt. Es ist durchdringende Magie für mich, 'Wahrheit'.
    Was sticht für Dich heraus?


    Ich bin heute über ein Gedicht von Christine Busta gestolpert:


    Die andere Sprache


    Meine Ohren sind gut für die Andern
    dir lege ich die Hand auf den Mund,
    dass dich mein Leben erhört.


    Hast du vom Licht gelernt
    und seinen Zungen
    dass du den zarten Puls der Soldanellen spürst
    unterm Schnee.


    Nachts sprichst du wie der Regen mit dem Moos
    ganz grün sind meine Tage dir geworden
    sie reden nichts als stille Feuchtigkeit.


    Dein Mund an meinem Mund
    wie Schwalbenflügel.
    Sind wir einander Vogel oder Nest?


    Eine andere Sprache
    Sonnensprache der Schlangen zwischen die Lider gezüngelt
    unter dem Wimpernflügel
    Salz des entziegelten Sterns.


    Und was ich immer posten wollte, aber stets vergessen habe, ist ein Gedicht von Robert Frost (er hat so Wunderbares geschrieben!):


    Gold ist das erste Grün der Fluren,
    Vergänglichste der frühen Morgenspuren.
    Die ersten Blätter sind wie zarte Blüten;
    ihr Glanz lässt sich Sekunden nur behüten.
    Bald folgen tausend Blätter wie mit einem Schlage.
    Die Dämmerung vergeht und wird zum Tage.
    So sank das Paradies aus Lust in Trauer.
    Nichts Goldenes bleibt.
    Nichts ist von Dauer.


    'So sank das Paradies aus Lust in Trauer' - diese Worte sind mir lange nicht aus dem Kopf gegangen.

  • Hinfällig starre ich ins Rad der Zeit.
    Wie langsam drehen sich die Sonnenspeichen!
    Kein Meister lehrt mich, früh das Ziel erreichen,
    doch scheint es oft, als wär ich eingeweiht.

    Die Allernächsten gaben mich dem preis,
    was in den Hölen der Verlassenheiten
    begreifbar ist, und meine Finger gleiten
    entlang der Bilderschrift, die alles weiß.

    Viel lieber säße ich noch tief im Mohn
    bei Trost und Hoffnung und ein wenig Lüge,
    denn hier trägt alles schon die klaren Züge
    der argen Wahrheit - man erfriert davon.

    Christine Lavant

    I t ' s j u s t t h e s a m e o l d s i g h t s a n d t h e s a m e o l d s o u n d s
    I want to take my car and drive out of this two story town

  • Der überlebende Engel


    Erinnert euch:
    mit dem Schnee kamen Tropfen Siegellack und geschmolzenes Blei
    und die Verlegenheit eines Kindes, das einen Schwan getötet hat,
    eine behandschuhte Hand, die Verstreuung des Lichts und der langsame Mord,
    die Niederlage des Himmels, ein Freund.


    Erinnert euch an jenen Tag, erinnert euch,
    und vergesst nicht, wie das Erstaunen euren Puls und die Farbe der Sterne stocken machte.
    In der Kälte starben zwei Ausgeburten.
    Durch einen Vogel wurden drei goldene Ringe
    gefunden und im gefrornen Schnee vergraben.
    Die letzte Stimme eines Menschen machte den Wind blutig.
    Alle Engel verloren ihr Leben.
    Bis auf einen: der war verwundet, seine Flügel verstümmelt.


    (Rafael Alberti)

  • Ich weiß nicht so ganz ob es hier rein passt.
    Aber ich lese Schillers Bürgschaft immer wieder gerne – man könnte es auch als eines meiner Lieblingsgedichte/balladen bezeichnen.


    Der Mut oder das Streben nach einem Märtyrertod des Möros beeindruck mich nicht so sehr als das bedingungslose Vertrauen des Freundes und das es nicht enttäuscht wird.
    Die Dramatik was Möros alles auf seiner Reise passiert, wie er immer wieder aufgehalten wird und alles dafür tut um seine Schuld einzulösen, das Vertrauen das sein Freund in ihn setzt, nicht abzutun.
    Diese ganze Ehrlichkeit und Vertrauen, in dem es darin geht, gefällt mir.
    Gerade weil es vielleicht gerade heute irgendwie naiv, kitschig und träumerisch klingt. Irgendwie wünscht sich doch jeder eine solche Freundschaft.


    Na ja, ein plumper Versuch es zu erklären :hmm aber ihr seid mir hoffentlich nicht böse wenn ich nicht alle 20 Verse abtippe sondern einen Link einstelle.
    http://www.kombu.de/buergsch.htm

    So lange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.







    :schaf:

    :sport:

  • Sonett 130 von William Shakespare. Alan Rickman trägt diese Sonette am schönsten vor. Eine wunderschöne Liebeserklärung.


    Der Liebsten Aug` ist nicht wie Sonnenschein, ----------------------------------------------- My mistress` eyes are nothing like the sun;
    Nicht wie Korallen rot der Lippen Paar, ----------------------------------------------------------- Coral is far more red than her lips` red;
    Gilt Schnee als weiß, muß braun ihr Busen sein -------------------------------------------- If snow be white, why then her breasts are dun;
    Sind Haare Draht, ist schwarzer Draht ihr Haar. ----------------------------------------------- If hair`s be wires, black wires grow on her head.
    Weiß sind und rot die Rosen an dem Strauch, ------------------------------------------------ I have seen roses damask`d, red and white,
    Doch solche Rosen sind nicht ihre Wangen, --------------------------------------------------- But no such roses see I in her cheeks;
    Von Wohlgerüchen strömt ein süßrer Hauch,--------------------------------------------------- And in some parfumes is there more delight
    Als meines Mädchens Atem hat empfangen.---------------------------------------------------- Than in the breath that from my mistress reeks.
    Ich höre gern sie sprechen, doch gegeben ------------------------------------------------------- I love to hear her speak, yet well I know
    ist der Musik noch angnenehmrer Klang. --------------------------------------------------------- That music hath a far more pleasing sound;
    Ich sah zwar niemals eine Göttin schweben, ---------------------------------------------------- I grant I never saw a goddess go;
    doch auf der Erde ruht der Liebsten Gang. ------------------------------------------------------- My mistress, when she walks, teads on the ground;
    Und doch beim Himmel ist sie mir so wert ------------------------------------------------------- And yet, by heaven, I think my love as rare
    wie jede, die verlognes Gleichnis ehrt.-------------------------------------------------------------- As any she belied with false compare.


    ( Anmerkung : Zur Z. von W.S. kannte man noch keinen Draht, blondes Haar ist da gemeint )

  • Das Wort Glück
    Es ist eins von den Wörtern, die ich immer geliebt und gern gehört habe. Mochte man über seine Bedeutung noch so viel streiten und räsonieren können, auf jeden Fall bedeutete es etwas Schönes, etwas Gutes und Wünschenswertes. Und dementsprechend fand ich den Klang des Wortes.
    Ich fand, dieses Wort habe trotz seiner Kürze etwas erstaunlich Schweres und Volles, etwas was an Gold erinnerte, und richtig war ihm außer der Fülle und Vollwichtigkeit auch der Glanz eigen, wie der Blitz in der Wolke wohnte er in der kurzen Silbe, die so schmelzend und lächelnd mit dem „ GL“ begann, im „Ü“ so lachend ruhte und so kurz, im „CK“ so entschlossen und knapp endete. Es war ein Wort zum Lachen und Weinen, ein Wort voll Urzauber und Sinnlichkeit; wenn man es recht empfinden wollte, brauchte man nur ein spätes, flaches, müdes Nickel- oder Kupferwort neben das goldene zu stellen, etwa Gegebenheit oder Nutzbarmachung, dann war alles klar. Kein Zweifel, es kam nicht aus Wörterbüchern und Schulstuben, es war nicht erdacht, abgeleitet oder zusammengesetzt, es war Eins und rund, war vollkommen, es kam aus dem Himmel oder aus der Erde wie Sonnenlicht oder Blumenblick.
    Wie gut, wie glücklich, wie tröstlich, daß es solche Wörter gab! Ohne sie zu leben und zu denken, wäre Welke und Verödung, wäre wie Leben ohne Brot und Wein, ohne Lachen oder Musik.


    (Hermann Hesse)



    Andenken
    Kann es sein,
    dass dein Sommerschatten
    meinen Winter
    überdauert?
    Erzähl mir noch einmal
    deine Geschichte.
    Ich sah dich,
    ich hörte dich sprechen,
    ehe du sprachst.
    Ich überließ meine Lippen
    der Luft,
    und sie legten sich
    auf deine.
    Ich schlief deinen Schlaf
    und wachte ohne dich
    auf.
    Erzähl!
    Ich wärme
    deinen Schatten
    vorm ersten Schnee.


    (Peter Härtling, "Sätze von Liebe")

  • Ich habe diese Woche ein schönes Gedicht von Charlie Chaplin gehört:


    Charlie Chaplin: Selbstliebe…
    Das folgende Gedicht hat Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag (am
    16. April 1959) geschrieben.




    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    konnte ich erkennen,
    dass emotionaler Schmerz und Leid
    nur Warnung für mich sind,
    gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
    Heute weiß ich , das nennt man
    “Authentisch-Sein”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich verstanden,
    wie sehr es jemanden beschämt,
    ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
    obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
    noch der Mensch dazu bereit war,
    auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
    Heute weiß, das nennt man
    “Selbstachtung”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
    und konnte sehen, dass alles um mich herum
    eine Aufforderung zum Wachsen war.
    Heute weiß ich, das nennt man
    “Reife”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich verstanden,
    dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
    zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
    und dass alles, was geschieht, richtig ist
    – von da konnte ich ruhig sein.
    Heute weiß ich, das nennt sich
    “Selbstachtung”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    mich meiner freien Zeit zu berauben
    und ich habe aufgehört,
    weiter grandiose Projekte
    für die Zukunft zu entwerfen.
    Heute mache ich nur das,
    was mir Spaß und Freude bereitet,
    was ich liebe
    und mein Herz zum Lachen bringt,
    auf meine eigene Art und Weise
    und in meinem Tempo.
    Heute weiß ich, das nennt man
    “Ehrlichkeit”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich mich von allem befreit
    was nicht gesund für mich war,
    von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
    und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
    weg von mir selbst.
    Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
    aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    habe ich aufgehört,
    immer recht haben zu wollen,
    so habe ich mich weniger geirrt.
    Heute habe ich erkannt,
    das nennt man “Einfach-Sein”.


    Als ich mich wirklich
    selbst zu lieben begann,
    da erkannte ich,
    dass mich mein Denken
    armselig und krank machen kann,
    als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
    bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
    diese Verbindung nenne ich heute
    “Herzensweisheit”.


    Wir brauchen uns nicht weiter
    vor Auseinandersetzungen,
    Konflikten und Problemen
    mit uns selbst und anderen fürchten,
    denn sogar Sterne knallen
    manchmal aufeinander
    und es entstehen neue Welten.


    Heute weiß ich,
    das ist das Leben!

    So lange Menschen denken, dass Tiere nicht fühlen, müssen Tiere fühlen, dass Menschen nicht denken.







    :schaf:

    :sport:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!